Heimo Zobernig ohne Titel
08/09/2000 – 21/10/2000
Press Release
Five chairs in a simple design were painted gold and placed around a steel table with five legs and a bronze mirror glass top. Further a black wooden object in the shape of a reclining “L”. Beyond the reminiscence of minimalist sculptures, which, as is well known, only refer to themselves, the uncomfortable furniture is remotely reminiscent of a chaise longue from the early 19th century. In the back part of the gallery the artist placed another group of golden chairs in front of an empty projection screen. The chair arrangement, which one encounters in a similar form in rococo gardens, refutes the apparent simplicity and austerity of the design. The preciousness of gold is in obvious contradiction to the functional principle of modernism. It ironizes the sublime morality that lies in the apparent modesty of classical form. Even the delicate projection screen, as a technical device, refuses the idea of transcendence, of which the transparent grey surface nevertheless speaks.
In addition to the objects, Zobernig presented two canvases, a patch painting and a stripe painting. These are image schemes that Zobernig often uses for color studies. Here, however, the colors are translated into their gray brightness values. The paintings are reduced to the necessary, so to speak. They are related to Zobernig’s book “Farbenlehre” (“Theory of Colors”), in which he lists color theories in historical sequence. He unmasks them as alternative systems of thought not least by depicting a black drawn scheme for color studies next to each text, in which the respective colors are indicated as words. The cool objectivity of this historical observation corresponds to his attitude towards his own work, about which he makes laconic remarks: “I do not give my works titles so as not to restrict their readability.”
PRESSETEXT
“Zobernigs Werk umkreist das Projekt Moderne, das für ihn unvollendet ist, dessen Formenvokabular, das als Suche nach Reinheit und Autonomie in Richtung Formalismus zielt, sowie Mechanismen und Szenerin, die nicht nur das Kunstwerk an sich, sondern auch dessen kontextabhängigen Funktionsweisen und Präsemtationsformen betreffen.”
Stephan Maier
Für seine Ausstellung in der Galerie Christian Nagel hat Heimo Zobernig fünf Stühle in schlichtem Design in den vorderen Bereich der Galerie gestellt. Sie sind gold lackiert und stehen um einen Stahltisch mit fünf Beinen und einer Bronzespiegelglasplatte. Etwas weiter im Gang befindet sich ein dunkles Holzobjekt in der Form eines liegenden “L’s. Über die Reminiszenz an minimalistische Skulpturen hinaus, die bekanntlich nur auf sich selbst verweisen, erinnert das unbequeme Möbel entfernt an eine Chaiselongue des frühen 19. Jahrhunderts. Im hinteren Teil der Galerie trifft man auch eine weitere Gruppierung goldener Stühle vor einer leeren Projektionsfläche. Das Stuhlarrangement, das einem in ähnlicher Form in Rokoko Gärten begegnet, straft die scheinbare Schlichtheit und Strenge des Designs Lügen. Die Kostbarkeit des Goldes steht in offensichtlichem Widerspruch zum Funktionalitätsgrundsatz der Moderne. Sie ironisiert die sublime Moral, die in der scheinbaren Bescheidenheit der klassischen Form liegt. Auch die delikate Projektionswand verweigert sich als technisches Gerät dem Transzendenzgedanken von der die transparente grauen Fläche dennoch spricht.
Neben den Objekten präsentiert Zobernig zwei Leinwände, ein Fleckenbild und ein Streifenbild. Es sind Bildschemate die Zobernig häufig für Farbstudien verwendet. Hier allerdings sind die Farben in ihre grauen Helligkeitswerte übersetzt. Die Bilder sind sozusagen auf das Notwendigste reduziert. Sie stehen in Bezug zu Zobernigs Buch “Farbenlehre”, in dem er in historischer Folge Farbtheorien aufführt. Er demaskiert sie nicht zuletzt dadurch als alternative Denksysteme, daß er neben jedem Tex ein schwarz gezeichnetes Schema für Farbstudien abbildet, in welchen die jeweiligen Farben als Worte angegeben sind. Die kühle Saxhlichkeit dieser historischen Betrachtung entspricht seiner Haltung gegenüber dem eigenen Werk, zu dem er lakonisch feststellt: “Ich gebe meinen Arbeiten keine Titel, um deren Lesbarkeit nicht einzuschränken.”