Gunter Reski Autokorrektur in der Malerei
Press Release
Autokorrektur in der Malerei
Die Wunde wurde nach dem Pflaster erfunden. Vielleicht gilt der Satz wenigstens in Pandemiezeiten. Das Endgerät Farbtube interessiert sich jetzt auch für andere Verarbeitungstemperaturen. Es macht schon wieder Bläschen direkt beim ersten Pinselstrich. Die Farbe ist heiß. Wie öfters in letzter Zeit. In einer leise köchelnden Bildoberfläche zu malen, das gab es früher nicht. Nein, hat nichts mit Aufregung zu tun. Die kleinen Blasen zerplatzen in einem bestimmten Rhythmus mit sehr kurzen leisen trockenen Plops. Wie diese Autotüren bei zu günstiger Leichtbauweise. Kaum zu hören. Musik ist das nicht. Die Farbe dampft am Pinsel vor sich hin und ist heute sehr flüchtig. Beim Kontakt auf dem Bildgrund zischt es nach Abgesang, Die größeren Blasen spiegeln von innen das gewesene wie auch das künftige Bild. Man kommt durcheinander, was schon war und kommen wird. Schwierig zu dokumentieren. Wenn sie zerplatzen, liegen knisternde Blasenfetzen im Bild herum. Nach einer Weile kann man sie problemlos wegpusten. Die Emissionen der Deutungshoheit bleiben dunstig bis feucht. Ich hatte etwas anderes vorgehabt. Vom Surrealismus aus gesehen wirken einige Motive wie behagliche Abwegigkeiten aus der Nachbarschaft naheliegender Aussetzer. Für ein Zusammenspiel mit gängigen Fantasy-Dystopien spielen implodierende Bonmots eine unterschätzte Rolle. Beim gelungenen Pinselstrich bleibt die Farbe auf Zimmertemperatur und lässt sich wie bewohnt verarbeiten. Die Konsistenz der Bilder muss eine Rolle spielen, wenn die Bildmaterialität einer der wenigen entscheidenden Vorteile innerhalb der medialen Wettbewerbszerrung ist. Es ist auch angebracht, Plastiktüten besser zu frisieren. Ich finde keinen Platz im Kühlschrank für das Gurkenglas, also muss alles gut sein. Jemand stellt schon wieder Blumen auf den Balkon, der gerade erst gebaut wird. Es geht um Bilder von Vorhandenem. Die Behandlung changiert zwischen Abmahnung und Anwandlung. Es wird verhandelt, was akute Bezüge kennt, wo sich Verschiebungen einstellen, die für ein wortwörtliches Versehen im perplexen Sinne sorgen. wobei man nicht wissen kann, wer alles mit am Tisch saß. Eine Vergangenheit oder die Vergesslichkeit.
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Autocorrection in Painting
The wound was invented after the Band-Aid. Maybe the sentence is valid in pandemic times at least. The paint tube end user device is interested in other processing temperatures now too. It’s already making bubbles at the first brush stroke again. The paint is hot. Which has been the case quite often lately. Painting into a gently simmering surface, that wasn’t around before. No, it hasn’t got anything to do with excitement. The little bubbles burst with very short quiet dry pops in a certain rhythm. Like those flimsy cheap car doors. Barely audible. It’s not music. The paint is steaming off the brush, and it’s very volatile today. At contact with the image ground it hisses like a swan song. The larger bubbles reflect both the image that was and the one that will be from the inside. You’re getting mixed up over what already has been and what is yet to come. Hard to document. When they pop, the bubbles leave crackling fragments lying around in the picture. After a while, you can blow them away without any problem. The emissions given off by interpretive authority are holding steady at hazy to damp. I had intended something else. From a Surrealist point of view, some of the imagery seems like a cozy deviation from the neighborhood of nearby dropouts. Imploding witticisms do play an underrated role for a collusion with commonplace fantasy dystopias. When you nail the brushstroke, the paint stays at room temperature and can be processed as inhabited. The consistency of the images has to matter when visual materiality is one of the few decisive advantages within media-competitive distortion. It’s also fine to give plastic bags better haircuts. I can’t find room in the fridge for this jar of pickles, so everything must be good. Someone is already putting flowers on the balcony again, which is only just getting built. It’s all about images of what’s there. The treatment alternates between warning and moody fit. We’re negotiating what knows its acute references, where the shifts set in that cause a literal accident in the perplexing sense of the word, although you can’t know who all was at the table. A past, or oblivion.
Translation: Carrie Roseland