Joseph Zehrer Sucher
26/06/2009 – 25/07/2009
Eröffnung: 19. Juni 2009, 19-22 Uhr
Ausstellung: 26. Juni - 25. Juli 2009
Press Release
Die Plexipaintings von Joseph Zehrer entstehen, indem eine Plexiglasscheibe mit nasser Farbe mit einer zweiten zusammen- und dann auseinander gebracht wird. Die nasse Farbe sorgt zunächst für die Haftung zwischen den beiden Scheiben, durch den Ablösungsprozess entstehen verästelte Strukturen in der Farbe, die an Adern erinnern. Die glatten Bilder haben anthropomorphe Anwandlungen, sie changieren zwischen spiegelnder Oberfläche und menschlicher Haut, zwischen Technischem und Menschlichem. Ambivalenzen zwischen Kühlem und Körperlichem, zwischen Haptischem und Opaken, zwischen Oberfläche und Haut, durchziehen sämtliche Arbeiten Zehrers. Die fertigen Bilder werden auf klassischen Bildleinwänden angebracht, die hinter ihnen komplett verschwinden, aber als technische Spur des klassischen Mediums dem Plexiglas halt geben.
Mit den eleganten Hochglanzsäulen in Haut- und Silberfarben (Titel: Schwarze, Weiße und Egoplastik) steuert Joseph Zehrer eine Auseinandersetzung an, die um die äußersten Pole von klassischer Skulptur einerseits und totalem Minimal andererseits zu kreisen scheint. Die aus schimmernder Haut gebaute, geometrische Säule könnte man als größte Abstraktion (von der Darstellung) eines menschlichen Körpers betrachten, aber dennoch diesem verbunden. Die Hautsäulen sehen an Stellen aus wie Verletzte. Die geläufige Sprachregelung, die Menschen als „Schwarze“ und „Weiße“ bezeichnet, bildet die Oberfläche einer langen Geschichte von Segregationsprozessen. Natürlich sind, auch wenn man die problematischen Bezeichnungen im Alltag gelten lässt, Schwarze nicht schwarz und Weiße nicht weiß. Zehrers „Schwarze“ und „Weiße“ bestehen dagegen aus einer hoch ästhetisierten „lebendigen“ Darstellung schwarzer und weißer verletzter Haut.
Farbe wird Licht, indem sie durch gebogene Plexiglasstangen geleitet wird. Drei auf Mikrophonständer montierte, gebogene Lichtstangen (Modern Talking) reflektieren (im wahrsten Sinne des Wortes) die Themen Technik – Leben – Kommunikation auf humoristische Weise....drei „aus dem Leben gegriffene“ Technoskulpturen.
Joseph Zehrer, geboren 1954 in Perbing, lebt und arbeitet in Köln.
Dies ist seine achte Ausstellung in der Galerie Christian Nagel.