Stefan Müller  SOLOGROUPSHOW

12/09/2012 – 27/10/2012

Eröffnung: Dienstag, 11. September 2012, 19-22 Uhr
Ausstellung: 12. September - 27. Oktober 2012

Press Release

Galerie Christian Nagel Berlin is pleased to present the new body of work by Stefan Müller. The main impulse of the current production of the Cologne based artist can be regarded as the adressing of things in reverse. Prioritäten Hintenanstellen (priorities come last) is a painting resulting from a piece of canvas Müller used during his work in the studio as a kind of "pinboard" to write down thoughts and fragments of ideas. The coloured Edding handwriting appears on a stained fabric that shows Müller's footprints as he leans against the wall during a break or while watching other paintings from a distance. Beneath are also a number of failed attempts of the children's drawing "This is the house of San-ta Clause", which ends do not come together. Doing the simplest thing in a wrong way is difficult.

__

Wir freuen uns, Ihnen in dieser Ausstellung die neue Produktion Stefan Müllers zu präsentieren, deren Hauptimpuls vielleicht darin besteht, die Dinge noch einmal "von hinten aufzurollen". Prioritäten Hintenanstellen ist der Titel einer Arbeit, in die Müller während seiner Arbeit im Atelier immer wieder, wie an einer "Pinnwand", Gedanken eingetragen hat. Mit Edding sind Worte auf ein Stück Leinwand gekritzelt - Gedankenfetzen neben Fußabdrücken Müllers, der in einer Pause sich an die Wand anlehnt, abgestützt mit einem Fuß auf dem Prioritätenbild. Darunter sind auch ein paar "gescheiterte" Strichhäuser (Haus vom Nikolaus), deren Enden nicht zusammenfinden. Die leichteste Übung falsch auszuführen ist enorm schwierig.

"Im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung von Stefan Müller (*1971) stehen die Beschäftigung mit Malerei und die Frage, was diese nach den Fragestellungen der Konzeptkunst und der Minimal Art formal noch für die Gegenwart bedeuten kann. Mit einem minimalistischen Ansatz lotet Müller das Bild aus, wobei er es oft zu einem möglichst frühen Zeitpunkt als fertig erachtet. Minimale Spuren, die durch die Prozesse der Rahmung oder Bespannung erzeugt werden können und dabei zufällig entstanden zu sein scheinen, reichen oft schon für ein fertiges Bild aus.

Kennzeichnend für Müllers Malerei ist die Reduktion in der Material-, Motiv- und Farbwahl. Malgrund sind unbehandelte Leinwand, Baumwolle oder gebrauchte Stoffe wie Bettlaken, die vor und während des Malens dem Zufall ausgesetzt werden: Bierflecken, Asche, Staub, Kaffee oder Blut ersetzen die normale Versiegelung. Ebenso integriert er banale Elemente wie Schmutz, Seidenpapier und Konfetti.
Oft scheint Müller lapidar und zerstörerisch mit seinen Bildern umzugehen. So kann es gut sein, dass er seinen schmutzigen Atelierboden mit einer Leinwand aufwischt und diese anschließend aufspannt. Die aufgenommenen Rückstände können ein fertiges Bild ausmachen oder sie werden mit Farben vervollständigt. Der sich immerfort wiederholende Kreis wird zum zentralen Motiv der Bilder Müllers, in denen die große Geste der Malerei mit der Sparsamkeit der künstlerischen und malerischen Mittel konkurriert.

Stefan Müller geht es nicht um die Frage, wie trickreich und sensationell man die Leinwand füllen kann, sondern darum, was die essentiellen Fragestellungen der Malerei sein können. Besonders interessant ist sein Humor, der dem Betrachter in einigen Arbeiten auflauert. Dagegen ist in vielen Werken dieser Aspekt ausgespart oder kann nur von den punkigen Werken auf sie ausstrahlen. Diese Ambivalenz von Ernsthaftigkeit und Seriosität in der Untersuchung von Malerei an sich und pubertärem „Rotz“ bezeichnet die Bandbreite, in der sich Müller bewegt."

Aus dem Pressetext zu der Ausstellung "Stefan Müller. Hang Zur Neigung", Staatliche Kunsthalle Baden Baden, 2010