Joseph Zehrer  Sekunde

04/09/1990 – 29/09/1990

Press Release

Die Galerie Christian Nagel in Köln und die Galerie Bleich-Rossi in Graz zeigen neue Arbeiten von Joseph Zehrer mit dem Titel "Sekunde". Jede der Galerien präsentiert eine Version zum Thema "Sekunde" im Fernsehen - Christian Nagel eine Schwarzweißsekunde, Bleich-Rossi eine Farbsekunde. Im Zentrum der Ausstellung in Köln stehen zwei Plastikbänder mit eingeschweissten Schwarzweissfolien, von denen das eine horizontal, das andere vertikal installiert ist.

Drei weitere Bänder mit farbigen Folien stehen zusammengerollt auf dem Boden. An den Wänden sind zwei Schwarzweiss- und drei Farbphotographien angebracht, ein Diaschaukasten zeigt die farbigen Bänder, wie sie in Graz aufgebaut sein werden.

Joseph Zehrer photographierte mit einem Schwarzweißfilm von einem Schwarzweißfernsehbildschirm unbekannte Personen ab, die im Begriff sind, etwas zu sagen. Jedes Portrait wurde mit einer Belichtungszeit von 1/25 Sekunde photographiert - so entstanden 25 Schwarzweiß-Photographien, welche benötigt werden, um eine Sekunde auf dem Fernsehbildschirm wiederzugeben.

Diese Photographien kopierte Zehrer zum einen positiv und zum anderen negativ auf DIN A4-Folien, welche in Plastikbänder eingeschweisst wurden. Die horizontale Aufstellung des Positiv- und diavertikal des Negativbandes verweisen auf die horizontalen und vertikalen Ablenkungsstrahlen des Fernsehens, die das Bild erzeugen.

Die je 25 Negative der Positiv- und Negativfolien wurden in Form von Blöcken im Schwarzweißvergrößerer zu Photographien vergrössert - die Perforationslinien der so entstandenen Negativ- bzw. Positivphotographien machen sichtbar, dass mehrere Negative aufeinandergeschichtet wurden. Die beiden Photographien begleiten als Ausgangsmaterial die Schwarzweisskunde, die als Skulptur im Raum installiert ist.

Die Farbbänder, die im Anschluss an die Kölner Ausstellung in Graz gezeigt werden, wurden mit dem gleichen Verfahren hergestellt. Mit Hilfe eines Farbfilms photographierte der Künstler von einem Farbfernsehbildschirm 25 Portraits ab. Die Farbphotographien wurden auf die drei PAL-Farben Rot, Grün, Blau aufgeteilt, entsprechend der subtraktiven Farbmischung der drei Grundfarben, mit denen das Fernsehen arbeitet. Danach wurden die Photographien wieder auf Folien kopiert und in drei Bänder eingeschweisst - die Installation des roten, grünen und blauen Farbbandes ergibt eine Farbsekunde als Skulptur.

Der Farbnegativblock wurde im Farbvergrösserer zu Photographien vergrössert, so entstanden entsprechend der Schwarzweissphotographien ein rotes, ein grünes und ein blaues Photo. Auch hier machen die Perforationen deutlich, dass 25 Negative jeweils zu einem Block über- einandergeschichtet wurden.

Die Installation bei Bleich - Rossi wird die Farbsekunde zeigen, die Schwarzweisskunde wird zusammengerollt auf dem Boden stehen und im Diaschaukasten aufgebaut zu sehen sein.

- Karola Grässlin -