Stefan Müller  Schlendern im Verweilen

27/04/2019 – 15/06/2019

Eröffnung: Freitag, 26. April 2019, 18-21 Uhr
Opening: Friday, April 26, 2019, 6-9 pm

Galerie Nagel Draxler
Weydingerstr. 2/4
10178 Berlin

Öffnungszeiten / Hours:
Dienstag – Samstag: 11 – 18 Uhr / Tuesday – Saturday: 11 am – 6 pm

& Sonntag, 28. April 2019: 11 – 18 Uhr / Sunday, April 28th 2019: 11 am – 6 pm

Press Release

Strolling in Lingering

Independently from the daily business of what Max Horkheimer once called cultural industry, Stefan Müller is an artist who follows his own timeline. Far from claiming a sovereign position, this mirrors the difficult survival of the weak and unfinished, descending and resurfacing in the maelstrom of medialization that today encompasses all aspects of life. The apparent openness of media society subjects everything to calculation. How many clicks, how many users, how many followers? After improvisation became exploitable through youtube and Instagram, improvised biographies beyond the mainstream are devaluated.
The title of this exhibition Strolling in Lingering is a contradiction in itself, yet a contradiction with gentle means. Müller confronts the hard facts of the consumer world which cause him to doubt with soft tones. He does not improvise for money, but out of self-defense. Often times he seems to treat his fabrics and materials in a lapidary and destructive way, for instance when he spreads his batik colored canvases on the studio floor and walks on them while working. He later treats his so soiled fabrics with paint and subtle applications of colorful waste. In Strolling in Lingering Müller, besides neon colors and neon colored shreds, uses so called interfering colors, that change depending on the lighting similar to nacre. Like in earlier paintings he combines the seemingly precious with the seemingly poor, yet in a non-programmatic way: These are simply his means of painting, that he has been consistently developing with dedication and against all odds since the beginning of his career. In the lightness of his new works lies their force. It is directed against the exclusion of the abject.

 

Schlendern im Verweilen

Stefan Müller ist ein Künstler, der, unabhängig vom jeweiligen Tagesgeschehen im Zusammenhang dessen, was Max Horkheimer einmal die Kulturindustrie genannt hat, seiner eigenen Timeline folgt. Dies entspricht jedoch nicht der Behauptung einer souveränen Haltung, sondern dem schwierigen Überleben des Schwachen und Unfertigen im Ab- und Auftauchen im Strudel der inzwischen sämtliche Lebensbereiche umfassenden Medialisierung. Die scheinbare Offenheit der Mediengesellschaft unterwirft alles dem Kalkül. Wieviel Klicks, wieviel User, wieviel Follower? Nachdem die Improvisation durch Youtube und Instagram vollständig verwertbar gemacht ist, zählen improvisierte Lebensläufe jenseits des Mainstreams heute nicht mehr.
Der Titel der Ausstellung Schlendern im Verweilen ist ein Widerspruch in sich, aber ein Widerspruch mit sanften Mitteln. Müller begegnet den harten Fakten der Konsumwelt, denen er zweifelnd gegenübersteht, mit weichen Tönen. Er improvisiert nicht auf Rechnung, sondern aus Notwehr. Oft scheint er lapidar und zerstörerisch mit seinen Stoffen und Materialien umzugehen, etwa, wenn er seine batikhaft eingefärbten Leinwände auf den Atelierboden wirft, um beim Arbeiten darauf herumzulaufen. Die so beschmutzten Stoffe werden mit Malereien oder Applikationen weiterbearbeitet.
In Schlendern im Verweilen verwendet Müller an manchen Stellen neben Neonfarben und -schnipseln auch interferierende Farben, die je nach Beleuchtung wie Perlmutt changieren. Wie in früheren Bildern kombiniert er das scheinbar Edle mit dem scheinbar Armen, doch tut er dies nicht programmatisch: Es sind schlicht seine malerischen Mittel, die er seit Beginn seiner Karriere mit Liebe und gegen innere und äußere Widerstände konsequent weiterentwickelt. Die Leichtigkeit seiner neuen Bilder ist gleichzeitig ihre Kraft. Sie ist gerichtet gegen die Ausgrenzung des Abjekten.