Lone Haugaard Madsen  Raum#415 - Knob 2024

25/05/2024 – 24/08/2024

Lone Haugaard Madsen
Raum #415 - Knob 2024

Galerie Nagel Draxler
Elisenstraße 4-6
50667 Köln

Eröffnung: Samstag, 25. Mai 2024, 14-18 Uhr
Opening: Saturday, May 25, 2024, 2-6pm

Öffnungszeiten / Opening hours:
Mittwoch - Freitag 11 – 18 Uhr, Samstag 11 – 16 Uhr
Wednesday - Friday 11am – 6pm, Saturday 11am – 4pm

Press Release

*Please scroll down for the German version.*

An exhibition by Lone Haugaard Madsen is like an expressive gathering of colour, language, and form, both familiar and mysterious. With her assemblage of paintings and sculptures, she shapes an unexpected visual conversation, like a déjà-vu never witnessed before – or a “jamais-vu”, in her own words. Canvases with translucent overlays of magenta red, rusty orange, crimson, and mud grey appear weightless and uncannily beautiful. Objects, like unexpected guests, interact with these paintings consolidating their presence in the room. These provocative and seductive sculptures made from discarded workshop components move in and out of the paintings, conferring them with figurative agency. Once you’ve looked through the unique lens of Madsen’s paintings, nothing seems quite like before. Her exceptional ability to generate a lingering repertoire of sentient images confirms her position as the most significant Danish painter and artist of her generation.

Conceptual and site-specific, Madsen’s earlier exhibitions were explorations of post-minimalist art and institutional critique. She transported her studio into the gallery, making use of incongruous leftovers like wooden slats, crumpled canvas or bamboo poles that appeared like stage props without a play. She conscribed structural roles to the walls, doors, windows, and floors. Black canvases were determined by the amount of pigment squeezed out of a tube of oil paint. They leant against concrete casts taken of her studio wall, or sat unexpectedly across a window, partially blocking the view. Wire sculptures hung down from the ceiling like skeletal armatures of a building under construction, or its opposite, a ruin.

For this exhibition at Nagel Draxler, Madsen has retrieved core elements from her past work, such as the infamous Doorstopper first shown at Secession in Vienna in 2006, a wooden wedge that functioned to let air in, and institutional pressure out. A new sculpture made from twisted yarn partially caged by vertical mesh stands in a weathered concrete block near a steel pole that spouts deflated red balloons and multicoloured steamers. Geometric mouldings discarded from bronze-casting are painted a virulent green, shot through with chrome yellow. Positioned next to the canvases, these metallic forms combine painting and sculpture and in their alchemical metamorphosis, appear as light as a leaf. In the foundries and workshops Madsen searches for the understatements of production that fuel her ascetic methodology.

After twenty-one years living in Vienna, where she studied and taught at the Academy of Fine Art, she has moved her studio and her life to an island off Denmark.  She speaks of sliding into this new environment, a life so different from the Viennese urban metabolism. She has begun to document her paintings by photographing them outdoors against the backdrop of green grass and ploughed fields. In her paintings, she appears to zoom into the fuzzy borders of a myopic gaze, capturing the unknown optic deep within the flourishing biotope that surrounds her. On a cream white canvas, she takes a cloth to brush colour, stroking the pigment over and over until it appears to flutter on the surface. Her new paintings, as if oxygenated by this new environment, chase the puzzles of beauty in today’s fraught and damaged world. (Text by Dr. Clémentine Deliss)

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Eine Ausstellung von Lone Haugaard Madsen ist eine ausdrucksstarke Zusammenstellung von Farbe, Sprache und Form, die zugleich vertraut und geheimnisvoll wirkt. Mit ihrer Assemblage von Gemälden und Skulpturen formt sie einen unerwarteten visuellen Dialog, wie ein Déjà-vu, das man nie zuvor erlebt hat - ein "Jamais-vu", wie sie es nennt. Leinwände mit durchscheinenden Überlagerungen aus Magenta, Rostorange, Karmesinrot und Schlammgrau wirken schwerelos und unheimlich in ihrer Schönheit. Wie unerwartete Gäste interagieren die Objekte mit den Gemälden und festigen deren Präsenz im Raum. Diese frechen und verführerischen Skulpturen aus abgeworfenen Werkstattteilen bewegen sich in und aus den Gemälden und verleihen ihnen eine unerwartete figurative Wirkung. Wenn man einmal durch die einzigartige Linse von Madsens Gemälden geschaut hat, scheint nichts mehr wie vorher. Ihre außergewöhnliche Fähigkeit, ein bleibendes Repertoire an empfindsamen Bildern zu schaffen, bestätigt ihre Position als die bedeutendste dänische Malerin und Künstlerin ihrer Generation.

Madsens frühere konzeptuelle und ortsspezifische Ausstellungen waren Erkundungen der postminimalistischen Kunst und der Institutionskritik. Sie verlegte ihr Atelier in die Galerie und nutzte übriggebliebene Elemente, wie Holzbretter, oder zerknüllte Leinwand und Bambusstangen, die wie Bühnenrequisiten ohne Theaterstück wirkten. Sie wies den Wänden, Türen, Fenstern und Böden strukturelle Rollen zu. Schwarze Leinwände wurden durch die Menge an Pigment bestimmt, die aus einer Tube Ölfarbe herausgepresst wurde. Sie lehnten an Betonabgüsse ihrer Atelierwand oder saßen unerwartet quer vor einem Fenster und versperrten teilweise die Sicht. Drahtskulpturen hingen von der Decke herab wie skelettartige Armaturen eines im Bau befindlichen Gebäudes oder dessen Gegenteil, einer Ruine.

Für diese Ausstellung bei Nagel Draxler hat Madsen Kernelemente ihrer früheren Arbeiten wieder aufgegriffen, wie den berüchtigten Doorstopper, der erstmals 2006 in der Secession in Wien gezeigt wurde, einen Holzkeil, der die Funktion hatte, Luft hinein und institutionellen Druck herauszulassen. Eine neue Skulptur aus gedrehtem Garn, das teilweise von einem vertikalen Netz umhüllt ist, steht in einem verwitterten Betonblock in der Nähe eines Stahlmastes, der aufgeblasene rote Luftballons und bunte Dampfer versprüht. Geometrische Leisten, die beim Bronzeguss ausrangiert wurden, sind in einem virulenten Grün gestrichen, das von Chromgelb durchzogen ist. Neben den Leinwänden positioniert, verbinden diese metallischen Formen Malerei und Skulptur und erscheinen in ihrer alchemistischen Metamorphose leicht wie ein Blatt. In den Gießereien und Werkstätten sucht Madsen nach dem Understatement der Produktion, das ihrer asketischen Methodik zugrunde liegt.

Nach einundzwanzig Jahren in Wien, wo sie an der Akademie der bildenden Künste studierte und lehrte, hat sie ihr Atelier und ihr Leben auf eine Insel vor Dänemark verlegt.  Sie spricht davon, dass sie in diese neue Umgebung hineingeschlittert ist, in ein Leben, das so ganz anders ist als der städtische Stoffwechsel in Wien. Sie hat begonnen, ihre Bilder zu dokumentieren, indem sie sie im Freien vor dem Hintergrund von grünem Gras und gepflügten Feldern fotografiert. In ihren Bildern scheint sie in die unscharfen Grenzen eines kurzsichtigen Blicks zu zoomen und die unbekannte Optik tief im blühenden Biotop, das sie umgibt, einzufangen. Auf einer cremeweißen Leinwand nimmt sie ein Tuch zur Hand, um Farbe aufzutragen, und streicht das Pigment immer wieder, bis es auf der Oberfläche zu flattern scheint. Ihre neuen Gemälde, die wie mit Sauerstoff aus dieser neuen Umgebung gespeist werden, jagen den Rätseln der Schönheit in der heutigen zerrissenen und geschädigten Welt nach. (Text von Dr. Clémentine Deliss)