Hanna Schwarz  Nothing Can Stop Us

22/11/2008 – 31/12/2008

Eröffnung: Freitag, 21. November 2008, 19-22 Uhr
Opening: Friday, 21. November 2008, 7-10 pm

Press Release

In ihrer Ausstellung „Nothing Can Stop Us“ verwendet Hanna Schwarz atmosphärische und inhaltliche Referenzen zu den Protestkulturen der 60er, 70er und 80er Jahre bzw. zu ihren künstlerischen Surrogaten in bildender Kunst, Film und Musik.
Betritt man die Galerie Christian Nagel, wird man zunächst vom Weitergehen abgehalten – ein Hindernis aus umgedrehten Stuhlgestellen liegt im Weg. Die Ruinen aus viereckigem Hohlmetall, die durch ihre neue, schwarze Lackierung die Einheitlichkeit einer geschlossenen Skulptur gewinnen, trägt den Titel „Barrikade“ und läßt Assoziationen an Reste eines Straßenkampfes aufkommen.

Angrenzend steht die Arbeit „Restposten“. Sie besteht aus einer Plattenkiste mit 180 Exemplaren der LP „Protest Songs“ der britischen Popband „Prefab Sprout“, die sich Anfang der 80er Jahre gründete.
Die Schallplatte wurde 1985 aufgenommen, erschien allerdings erst vier Jahre später, von der Plattenfirma CBS nachlässig beworben in den Läden, und war dementsprechend kein großer Erfolg. Der Titel spielt in romantischer Form auf die Tradition politischen Songwritings an, ohne allerdings inhaltlich weiter darauf einzugehen.

Der Übergang zum hinteren Raum wird flankiert von Gebilden aus lackierten Vierkanthölzern, die ihrer Form nach aus aufgelösten Skulpturen der Minimal- oder Konzeptkunst in der Art Sol Lewitts stammen könnten. Die fragmentierten Strukturen liegen an der Architektur des Ausstellungsraums an. Leicht holprig zusammengesetzte Stücke verursachen kleine Störungen der gradlinigen Form und auch die nicht reflektierenden Farben Lila und gedämpftes Aubergine setzen sich ab von den oftmals harten, kontrastreichen Oberflächen der Minimal Art.

Hanna Schwarz schafft Bezüge zwischen den politischen und ästhetischen Strukturen der antagonistischen Kräfte von Macht und Widerstand. Das Erzählerische wird dabei bewußt in eine formalistische Bildsprache übersetzt, um auf spielerische Weise gedankliche Freiräume zuzulassen.

Dieses Spiel zeigt sich auch in ihrem Film „Please“. Der Titel gibt einer Ambivalenz zwischen Bitten/Fordern und Gefallen/Erfreuen Ausdruck. Tatsächlich handelt es sich um die Darstellung einer Demonstration mit filmischen Mitteln. Zu sehen ist eine Gruppe von Leuten mit Transparenten in den Händen, die auf und ab geht. Die Szene ist inspiriert von der Anfangssequenz des Films „Zabriskie Point“ von Michelangelo Antonioni, in dem die Revolten der 68er Jahre und deren Scheitern thematisiert werden. Hierbei wendet Schwarz ihr Augenmerk auf die Choreographie des "Gegenbewegens". Gerade durch die artifizielle Darstellung des Laufens wird die Aufmerksamkeit auf die Körper- und Gehbewegungen der Darsteller gerichtet. Zwischen geblendet ist der Ausschnitt eines Oberkörpers, sowie die Hände einer Person, die einen Pflasterstein umschließen und mit diesem spielen. Offen bleibt, ob dieser nun auf die Fensterscheibe im Hintergrund geworfen werden soll oder in der Jackentasche verschwinden wird. Angelehnt an Filme Robert Bressons wird so das Zweifeln am Umsetzen einer Tat anhand der Darstellung der Hände gezeigt. Ton- und Bildeinblendungen des klackenden Rhythmus der Tanzschritte einer einzelnen Stepptänzerin spitzen das Thema dramaturgisch zu.

Hanna Schwarz, geboren in Stuttgart, studierte in Hamburg an der Hochschule für bildende Kunst bei Stephan Dillemuth und Cosima von Bonin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. „Nothing Can Stop Us“ ist ihre zweite Einzelausstellung in der Galerie Christian Nagel und ihre erste in der Kölner Galerie.