Kiron Khosla Managing Anger
03/09/2011 – 08/10/2011
Press Release
Kiron Khosla wurde 1967 in Calcutta als Sohn einer irischen Mutter und eines indischen Vaters geboren. Seine Jugend verbrachte er in Malaysia und Großbritannien, wo er 1989 seinen Abschluss an der Londoner St. Martins School of Art absolvierte. In den frühen 90er Jahren kam er nach Köln, einem der wichtigsten internationalen Zentren zeitgenössischer Kunst. Hier entwickelte er seit über 20 Jahren seine künstlerische Arbeitsweise, die das artistische Erbe Asiens mit dem der westlichen Welt verbindet. Seither zeigte Khosla seine Werke in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland, Holland, Großbritannien, USA, Canada und China. Mit Referenzen zur Hoch- sowie zur Populärkultur stellt er die Frage nach unserem „kulturellen Erbe“ als globalem, multikulturellem Projekt sowie nach der Bedeutung, die das Jahrtausende alte Medium der Malerei in diesem Projekt heute einnehmen könnte.
Virtuos jongliert Khosla mit den visuellen Oberflächen der verschiedenen zivilisatorischen Zeichensysteme. Schicht für Schicht malt er nach klassischer Manier auf komplementär grundierte Leinwände. In seiner aktuellen Produktion bildet die malerische Übertragung von einfachen Hemdenstoffmustern eine Ebene, auf der Landschaften, Figuren und Symbole erscheinen. Die Schichten durchdringen sich dabei nicht, das Karo bildet kein Raster, in das etwas eingetragen würde. Vielmehr sind die gemalten Stoffe aufgespannte Tücher, zweite Leinwände, die auf eigenartige Weise eine Distanz öffnen zu beidem, zur Leinwand als klassischem Format sowie zu den diversen Sujets aus Kunst, Geschichte, Werbung und Alltag:
Che Guevara, isoliert aus einem Foto seines Leibfotografen Alberto Korda, das ihm beim Golfspielen mit Fidel Catsro festhält, japanische Landschaft mit Kranich, Deutsches Zollsiegel, Schriftzug: “Investments are well Diversified“. Tiger Woods, japanische Landschaft mit Kranich, Deutsche Post Freistempel, Schriftzug: “4% Inflation“. Das Baby aus der Evian Werbung, German Wings...Magritte...Bitte nicht berühren...Eltern haften für ihre Kinder... Dieses Kunstwerk wird videoüberwacht.
Der bisweilen surrealisisch anmutende und trotz der Anwesenheit von Figuren körperlos wirkende Auftrag von weit her zueinander gebrachten Motiven und Zeichen, die Bildmaschine, kreiert ein Panoptikum, in dem man zu allen Dingen den gleichen Abstand einnehmen kann, eine Art Null-Perspektive, von der aus sie scharf aus ihren herkömmlichen Zusammenhängen treten. Dennoch hält die Bedeutung der einzelnen Darstellung mit der Darstellung von Synchronizität und Parallelität die Waage. Khosllas Malerei ist eine Form des Nicht-Parteinehmens ohne Enthaltung. Hoch stilisiert und vollkommen leicht. Jede Formation ein Haiku[1].
[1] Japanische Haiku bestehen meistens aus drei Wortgruppen von 5 – 7 – 5 Lauteinheiten (Moren), wobei die Wörter in den Wortgruppen vertikal aneinander gereiht werden. Unverzichtbarer Bestandteil von Haiku sind Konkretheit und der Bezug auf die Gegenwart....Als Wesensmerkmal gelten auch die nicht abgeschlossenen, offenen Texte, die sich erst im Erleben des Lesers vervollständigen. Im Text wird nicht alles gesagt, Gefühle werden nur selten benannt. Sie sollen sich erst durch die aufgeführten konkreten Dinge und den Zusammenhang erschließen. (Quelle: Wikipedia)