Christian Philipp Müller  Imagetransfer

05/09/1998 – 03/10/1998

Press Release

„Sponsoring - so definieren Lehrbücher das Marketing - ist ein über längere Zeiträume einzusetzendes Instrument, das weder mit der Effizienz noch mit dem Effekt kurzzeitiger Werbekampagnen konkurrieren kann, sondern statt dessen auf einen langfristigen Imagetransfer zielt. Man hofft, daß Qualitäten gesponsorter Projekte auf die Firma oder die Produkte des Sponsors übertragen und daß auf diese Weise Zielgruppen erreicht werden, die anders nicht zu erfassen sind, und verspricht sich schließlich einiges von der generellen, scheinbar ungezielten Beeinflussung des öffentlichen Klimas im eigenen Sinne.“
Stefan Germer, La bourse ou la vie, Sponsoren in Deutschland, in: Texte zur Kunst Nr.23
( August 1996), S.35-43.

1990 zeigte Christian Philipp Müllers Köln - Düsseldorf in der Galerie Christian Nagel. In diesem Projekt verglich der Künstler die Kulturausgaben von 1967-1990 der beiden Städte am Rhein. Acht Jahre später sind die Streichungen in den Kulturetats in aller Munde, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. In Düsseldorf wurde letzte Woche der Grundstein gelegt für das erste deutsche Museum in Partnerschaft von öffentlicher und privater Hand. „Kunst und Kommerz schließen sich nicht aus, sie können sich gegenseitig befruchten,“ so Wolfgang Clement, NRW-Ministerpräsident, anläßlich der Grundsteinlegung.
In der Ausstellung Imagetransfer befaßt sich Christian Philipp Müller exemplarisch mit zwei Initiativen der Industrie und Handelskammer zu Köln: Köln macht Zukunft, einer Anzeigenserie (ab 1994) im Spiegel, und ColognePlus, International Commitment, einer Broschüre in englischer Sprache mit deutschen Zusammenfassungen von 1998.
Der Begriff Imagetransfer wird auf der einen Seite wörtlich übersetzt in „Bildübertragung“: In zwei Werkgruppen werden Bild- und Textelemente aus der Werbung mittels Durchschreibpapier in Zeichnungen übertragen. Auf der anderen Seite untersucht der Künstler, mit welchen Argumenten und Methoden die Stadt Köln für ihr Image wirbt. Ergebnis: Sie läßt in Köln ansässige Firmen über lokale Standortvorteile berichten.
Müller fragt in seiner Ausstellung, wo die Grenzen der Identifikation dieser Unternehmen mit der Stadt Köln liegen, und wer bereit ist, für die lokale Kultur in die Tasche zu greifen.

Christian Philipp Müller ist 1957 in der Schweiz geboren, hat von 1984-88 an der Kunstakdemie in Düsseldorf studiert und lebt in Köln und New York. Er war Teilnehmer an der dX in Kassel und an der Biennale 1993 in Venedig. Ausgewählte Ausstellungen: 1997 Kunstverein Hamburg, 1995 Kunsthalle Zürich und 1992 Kunstverein München.