Lucy McKenzie  If It Moves, Kiss It

11/05/2002 – 15/06/2002

Press Release

Die Galerie Nagel Berlin zeigt noch bis zum 15. Juni vier Gemälde der 1977 geborenen und in Glasgow lebenden Lucy McKenzie.

Für die Arbeiten If It Moves, Kiss It I-IV hat die Künstlerin Stil und Motive von Wandgemälden auf Leinwand übertragen. Die übertragenen Vorbilder ist ein Wandgemälde aus Stanley Kubricks legendärem Film ,,Clockwork Orange“ und eine in den 80er Jahren von einem Studenten in der von Charles R. Macintosh erbauten Kunstakademie in Glasgow angebrachte Wandarbeit.

Beide Motive - ein Arkadenmotiv und eine Gruppe extrem stilisiert gemalter, arbeitender junger Männer – sind jeweils doppelt ausgeführt. Während die blass und naiv gemalten Arkaden kaum motivische Unterschiede aufweisen, ist auf den anderen beiden Bildern die Differenz des selben Motivs größer: es ist einmal mit und einmal ohne Graffiti dargestellt.

Bildreflexion und Bildfindung sind die Voraussetzung der Motivwahl bei Lucy Mckenzie. Mit den Gemälden If It Moves, Kiss It I-IV bezieht sich die junge Schottin wie schon in der Arbeit Global Joy auf das Genre Wandmalerei und fokussiert die in dem Malereitypus bewusst oder implizit zum Ausdruck gebrachte, von Propaganda bis Graffiti reichende, ideologisierende Programmatik. Bisher viel beachtetes Beispiel dieser Arbeitsweise war die Arbeit Global Joy (2001 in der Galerie Daniel Buchholz ausgestellt). Vielfältige Bezüge von Künstlerinnenidentität über politische Agitation, Gewalt bis hin zu Jugend(-Musik)kultur wurden in einem Stil dargestellt, der sich an dem nunmehr historischen Sozialistischen Realismus des Ostberliner Malers Walter Womacka orientierte.

Auch in If It Moves, Kiss It I-IV werden Bildzitate verwendet. Das Gemalte erinnert wiederum an einen bestimmten Stil der Wandmalerei, genauer: an einen den 30 Jahren des vergangenen Jahrhunderts zuzuordnenden heroischen Klassizismus. Anders als bei der hier zu vermutenden Appropriation Art spielt bei der jungen Schottin nicht nur der Bildbezug, sondern das persönlich Erlebte eine wichtige Rolle. Dieses wird anhand der Einladungskarte und einer erklärenden Dokumentation deutlich: Neben den Quellen zu den Motiven werden Fotos und Briefe eines inhaftierten Freundes gezeigt.

So werden nicht nur durch die Transvisualisierung von Motiv und Stil im Populärmedium Film Wertvorstellungen in der Kunst befragt. Das auf der Einladungskarte abgedruckte Portrait des inzwischen inhaftierten Freundes vor der Wandmalerei einer staatlichen Institution zeigt auch, dass die Verbindung von propagandistischer Kunst und Gewalt (im Film) und deren institutioneller Maßregelung sich als persönliches Motiv wiederholen kann und zum Schluss bewirkt, dass der Ursprung der Bilder doch nicht mehr so eindeutig herzuleiten ist.

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For the works If It Moves, Kiss It I-IV, the artist has transferred to canvas a mural from Stanley Kubrick's legendary film ,,Clockwork Orange" and a mural made in the 1980s by a student in the

by a student at the Academy of Art in Glasgow, built by Charles R. Macintosh. Both motifs - an arcade motif and a group of extremely stylized painted young men at work - are each executed in duplicate.

What is painted is reminiscent of a certain style of mural painting, more precisely: of a heroic classicism to be assigned to the 30 years of the last century. In contrast to the Appropriation Art to be assumed here, not only the pictorial reference, but the personal experience plays an important role for the young Scottish woman. This is made clear by the invitation card and the explanatory documentation. documentation: in addition to the sources for the motifs, photos and letters from an imprisoned friend are shown. imprisoned friend are shown. Thus, not only are the transvisualization of motif and style in the popular medium of film values in art are questioned. The portrait of the now imprisoned friend printed on the invitation card in front of the mural of a state institution also shows that the connection between propagandistic the connection between propagandistic art and violence (in the film) and its institutional can be repeated as a personal motif and, in the end, causes the origin of the images to be origin of the images is no longer so clearly derivable.