Catherine Sullivan Gestus Maximus (Gold Standard)
10/03/2001 – 29/04/2001
Eröffnung: Freitag, 9. März 2001, 19-22 Uhr
Opening: Friday, March 9th, 2001, 7-10 pm
Press Release
Statement von Catherine Sullivan:
„Die Arbeiten in dieser Ausstellung sind eine Erweiterung meiner Beschäftigung mit der Schauspielerei als einer Ökonomie der Selbstbeherrschung und der Mehrdeutigkeit von Bühnenraum. Meine Performances und Videos konzentrieren sich auf den Schauspieler als kulturelles Subjekt, der alltägliches Verhalten konsumiert, verfeinert und reproduziert. Die hier präsentierten Arbeiten stellen eine Analogie her zwischen der Schauspielerei und der äußeren Manifestation anderer Formen von Flucht.
Die Video Installation „Goldstandard ( hysterisch, melancholisch, erniedrigt, verfeinert)“ ist eine Zweikanal-Video Arbeit, die auf einer Szene aus Arthur Penns Film „The Miracle Worker“ (die Geschichte des tauben und blinden Kindes Helen Keller und ihrer Lehrerin Annie Sullivan) beruht. Die Szene zeigt einen andauernden Streit zwischen den beiden Charakteren, in dem die sich wild zur Wehr setzende Helen Keller dazu gezwungen wird, mit dem Löffel zu essen, und nicht mit Ihren Händen. Die beiden Hauptdarstellerinnen des Films erhielten für Ihre Portraits den Oskar. Mit dem Film wurde die Biographie der Helen Keller durch das kulturelle Phänomen ihrer Dramatisierung erweitert. Helen Keller stellt auf Grund ihrer eigenen Fähigkeiten ein amerikanisches Phänomen dar, aber auch aufgrund von „The Miracle Worker“, der einen „Goldstandard“ für die Virtuosität der Schauspieler gesetzt hat.
Ich habe die erwähnte Szene neu inszeniert, um einen Vergleich herzustellen zwischen dem Zwang des Schauspielers, etwas vorzuführen und sich selbst zu verwandeln, und den Manifestationen von Hysterie und Melancholie – als Formen der Verwandlung, die mit der Notwendigkeit der Flucht im Zusammenhang stehen. Die Helen Kellers in den Projektionen sind hysterisch und melancholisch. Sie suchen gewaltsam nach einer Fluchtmöglichkeit vor den Unterdrückern oder sie geben, angesichts der Unmöglichkeit der körperlichen Flucht, einfach auf. Die Arbeit ist stark durch die Schriften Elias Canettis beeinflußt. Er betrachtet „Verwandlung“ als eine Art des Widerstands gegenüber der „Macht“ – als die Kraft, welche versucht alles Schwache zu begrenzen, einzuschränken und letztlich zu verbrauchen. Für Canetti sind alle Manifestationen der Macht mit der Aufnahme von Lebensmitteln verbunden. Verwandlung und Flucht retten davor, als Beute gegessen und konsumiert zu werden. Die zugrundeliegende Geste des Stücks ist komödiant, Lachen ist eine Kontraktion der Muskeln des Zwerchfells, der selben Muskeln, die wir zum Schlucken von Essen benötigen.
Eine Folge von Photographien „Blunt Instrument 1-7“ zeigt eine Serie von Bühnenräumen, die in Miniatur nach offensichtlichen dramatischen Gesichtspunkten konzipiert wurden. Mein Interesse liegt in der Offensichtlichkeit der Repräsentation und der Art und Weise, wie Photographie Grundformen der stilistischen Kontinuität registriert.“