Joëlle Tuerlinckx  Geologie einer Arbeit. New and Old Paper-Assemblage in einer Kurzen Orangen Retrospektive

09/06/2011 – 20/08/2011

Eröffnung: 8. Juni 2011, 19-22
Ausstellung: 9.Juni – 20. August 2011

Press Release

AUSSENWELT

Joëlle Tuerlinckx raumfüllende Installationen haben keinen Anfang und kein Ende. Sie sind Kombinationen aus Fundstücken verschiedener Materialien (Steinen, Ästen, Papieren, Postkarten, Büchern, abgerissenen Plakaten, etc), sowie Formen (Kreisen, Würfeln, Grundrissen, Zeichnungen...) und Farben, vor allem aber Kombinationen aus deren „Modellen“ und aus den „Modellen ihrer Modelle“. Sie bilden Systeme, die unendlich aufeinander verweisen und vorläufig sind.

Als Hintergrund ihrer Ausstellung „GEOLOGIE EINER ARBEIT, New and Old Paper- Assemblage, in einer Kurzen Orangen Retrospektive“ dient die Kopie des Musters einer Backsteinwand auf neon orangem Papier. Die Wand ist das Modell einer Wand oder das Modell von deren Abbild in einem anderen Größenverhältnis. Neon Orange ist keine natürliche Farbe, sondern die Abstraktion einer Farbe, eine künstliche Signalfarbe, mit der man beispielsweise in einem Text etwas hervorhebt oder markiert.

„Die GEOLOGIE (altgriechisch: γῆ [ɡɛː] „Erde“ und λόγος [ˈlɔɡɔs] „Lehre“) ist die Wissenschaft vom Aufbau, von der Zusammensetzung und Struktur der Erde, ihren physikalischen Eigenschaften und ihrer Entwicklungsgeschichte, sowie der Prozesse, die sie formten und auch heute noch formen.“ (Wikipedia)

Die Anerkennung der Realität der Außenwelt ist nach Kant eine Forderung der praktischen Vernunft. Wir besitzen aktiv geformte symbolische Bilder von ihr.

„Die ARBEIT als philosophische Kategorie erfasst alle Prozesse der bewussten schöpferischen Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur und der Gesellschaft. Sinngeber dieser Prozesse sind die selbstbestimmt und eigenverantwortlich handelnden Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Anschauungen im Rahmen der aktuellen Naturgegebenheiten und gesellschaftlichen Arbeitsbedingungen.“ (Wikipedia)

Das dreidimensionale Skizzenbuch, das Joëlle Tuerlinckx entfaltet, entspricht einer Visualisierung und Verkörperlichung innerer Bilder, deren äußerer Anlass in Form der ausgebreiteten Materialien zwar indiziert, aber nicht zurückzuverfolgen ist.

Installationen sind keine Werke im Raum, sie nehmen sich den Raum, den sie bespielen, als Ganzes, sie „privatisieren“ ihn, wie Boris Groys in seinem Essay „Politics of Installation“ vor Kurzem dargelegt hat. Joëlle Tuerlinckx geht darüber hinaus. Ihre Installationen besetzen nicht nur den Raum, in dem sie stattfinden, sondern den gesamten zeitlichen und räumlichen Zwischenraum von Installation zu Installation. Nie setzten sie neu an, immer machen sie weiter. Bestimmbarkeit (Nummerierung, Systematisierung...) ist reine Geste. Effizienz hat kein zeitliches Gegenüber. Joëlle Tuerlinckx Ökonomie ist die des totalen Kontinuums.

Joëlle Tuerlinckx *1958, lebt und arbeitet in Brüssel.

 

OUTSIDE WORLD

The expansive installations of Joëlle Tuerlinckx do not have whether beginning nor end. They are constellations from finds of various materials (stones, branches, papers, postcards, torn out pieces of posters, etc.), as well as shapes (circles, cubes, footprints, drawings...) and colors, but most of all they are constellations of „models“ of these materials and of „models of these models“. They build systems, which are temporary and relate to each other in an infinite.

Background for her exhibition „GEOLOGIE EINER ARBEIT, New and Old Paper- Assemblage, in einer Kurzen Orangen Retrospektive“ is the copy of the pattern of a brick wall printed on neon orange paper. The wall can be seen as the model of a wall or as the model of its image in a different scale. Neon orange is not a natural color but the abstraction of a color, an artificial signal color used for instance to highlight parts of a text or to mark them.

„GEOLOGY (from the Greek γῆ, gê, "earth" and λόγος, logos, "study") is the science that comprises the study of the solid Earth and the processes by which it is shaped and changed“. (Wikipedia)

The acceptance of the reality of the outside world, says Kant, is a demand of practical reason. We own actively shaped symbolical images of it.

„ARBEIT, as a philosophical category, enfolds all processes of creative activity of man in nature and in society. Subjects are the self determined and self responsible acting individuals with individual needs, abilities and views within their environmental and social working conditions“ (Wikipedia)

Joëlle Tuerlinckxʼs three dimensional sketchbook is a visualization as well as a materialization of internal images, whose outer cause is indicated in the unfolded material but not retraceable.

Installations are not works in space, they take over space as a whole. As Boris Groys pointed out in his recent essay „Politics of Installation“, installations „privatize“ space.
Joëlle Tuerlinckx goes beyond this. Her installations not only take over the space of their realization but also the entire time and space between their realizations. They never newly begin, they always continue. Their determinability (numbers, systems...) is pure gesture. Efficiency doesnʼt have a temporarily fixed opposite. Joëlle Tuerlinckx economy is one of total continuity.

Joëlle Tuerlinckx *1958, works and lives in Brussels.