Cosima von Bonin  Favorit lokaler Raum 1/7

05/05/2000 – 10/06/2000

Eröffnung: 5. Mai 2000, 19 - 22 Uhr
Opening: Mai 5th, 2000, 7-10 pm

Press Release

When Christian Nagel opened the gallery in 1990 with an exhibition of the young Cosima von Bonin, she showed only five black and white photos. The invitation card showed Andre Cadere standing with one of his colorfully wrapped sticks of cloth in an exhibition by Marcel Broodthaers and the text: "This fish, Mr. Cadere (3Ibs) caught himself in Driffield Beck on the above fly of his own tying (The first lady member to win the annual trophies) 26 th May 1969". With this exhibition, von Bonin und Nagel set a frame of reference and a starting point both for their own artistic work and for the gallery. On the occasion of the 10th anniversary of the gallery von Bonin opened the exhibition "Favorit lokaler Raum, 1/7". The invitation card showed Andre Cadere again. This time with a larger stick and the same text.
Already through the window front of the gallery, one could see a thicket of huts and flags. The apparently provisionally built huts are covered with pink flower paper. Between them were huge, colorful flags made of waffle pleated paper, attached to sticks and ladders with office clamps as if to dry. Behind this was a bed without mattress so big that one could get lost in it alone. Two mushrooms shot out of dimension, covered with red and blue chequered fabric, and two ravens of fabric, as mischievous commentators of this ensemble convey familiarity and closeness full of quotations from older exhibitions and personal references. Sudden emptiness awaited the viewer in the back part of the space. An object made of clinker bricks, not really a wall but rather the model of a house or a factory. On a fabric painting the silhouettes of cowboys casually leaning against the fence are embroidered. The handwork ironizes and affirms the heroes of Malboro country in a loving way. PLEASE DON'T LEAVE ME" a quotation from a work by Bas Jan Ader … Like Cadere, who placed his sticks in the exhibitions of other artists von Bonin appropriates the other's work with simple gestures.
PRESSEMITTEILUNG
Als Christian Nagel vor 10 Jahren seine Galerie in Räumlichkeiten im ersten Stock eines Hauses in der Brabanter Str. in Köln mit einer Ausstellung der jungen Künstlerin Cosima von Bonin öffnete, zeigte sie nur fünft schwarz-weiß Fotos. Darunter das Bild eines ausgestopften Fisch, mit dem zum ersten Mail in diesem Jahr eine Frau in einem englischen Angerclub eine Trophäe gewonnen hatte. Die anderen Fotografien zeigten Cosima von Bonins Bruder beim Angeln und drei Enten, die über die Wiese laufen. Die Einladungskarte zur Ausstellung zeigte André cadere, der mit einem seiner bunt umwickelten Stoffstäbe in einer Ausstellung von Marcel Brothaers stand, und dazu den Text:"This fish, Mr. Cadere (3lbs) caught himself in Driffield Beck on the above fly of his own tying (The first lady member to win the annual trophies) 26 th May 1969".
Von Bonin und Nagel setzten mit dieser Ausstellung einen Bezugsrahmen und einen Ausgangspunkt sowohl für die eigenen künstlerische Arbeit als auch für die Galerie. Zum 10-jährigen Jubiläum der Galerie eröffnete Cosima von Bonin die Ausstellung "Favorit Lokaler Raum, 1/7". Die Einladungskarte zeigt wieder André Cadere. Diesmal mit einem größerem Stab und dem gleichen Text.
Schon durch die Fensterfront der Galerie, die sich mittlerweile in der Richard-Wagner-Straße befindet, sieht man die offene Fensterfront zur Straße ein Dickicht aus Hütten und Flaggen, durch das man sich den Weg in den hinteren Bereich der Galerie bahnen muß. Die scheinbar provisorisch gebauten Hütten sind mit rosafarbenen Blumenpapier bespannt. Sie sind so empfindlich, dass man sich kaum traut, in ihnen Schutz zu suchen. Dazwischen riesige, bunte Fahnen aus Waffelplissee, die wie zum trocknen mit Büroklemmen an Stöcken und Leitern befestigt sind. Flaggen dienen eigentlich zum selbstbewussten abstecken von Territorien und Identitäten, hier aber sind sie handgenäht, ungesäumt und haben bunte Zielscheiben-Muster. Dahinter steht ein Bett so groß, daß man sich allein darin schon verirren könnte wie in einem Wald. Allerdings fehlt die Matratze. Zwei aus der Dimension geschossene Pilze, die mit rot- und blaukariertem Stoff bezogen sind, stehen im Weg. In der Ecke sitzen zwei Stoffraben, wie boshafte Kommentatoren dieses Ensembles das vertrautheit und Nähe vermittelt voll von Zitaten älterer Ausstellungen und persönlicher Referenzen. - Was kommt nun?
Tritt man aus der Dichte dieses Lagers heraus, in den hinteren Teil der Galerie Räume bedrängt einen die plötzliche Leere des Raums. Ein Objekt aus Klinkersteinen, nicht wirklich eine Mauer eher das Modell eines Hauses oder einer Fabrik. Auf einem Stoffbild sind die Silhouetten von lässig am Zaun lehnenden Cowboys gestickt. Die Handarbeit ironisiert und bestätigt die Helden des Malboro Lands auf liebevolle Art und Weise. "PLEASE DON'T LEAVE ME" steht da an die Wand gemalt, ein Zitat nach einer Arbeit Bas Jan Aders. Cosima geht hier ähnlich wie André Cadere vor, der seine Stäbe n die Ausstellungen anderer Künstler stellte. Es ist eine schlichte Geste, mit der sie das Kunstwerk des anderen besetzt, anzweifelt, nicht in Ruhe lässt, liebkost und für sich vereinnahmt.