Lutz Braun Die übernatürliche Eigenschaft der Dinge
16/09/2021 – 30/10/2021
Galerie Nagel Draxler
Weydingerstr. 2/4
10178 Berlin
&
Nagel Draxler Kabinett
Rosa-Luxemburg-Straße 33
10178 Berlin
Opening / Eröffnung:
Mittwoch, 15. September 2021, 18 – 21 Uhr
Wednesday, September 15, 2021, 6pm – 9pm
Öffnungszeiten / Opening hours:
Dienstag - Freitag 11 - 18 Uhr, Samstag 12-18 Uhr
Tuesday - Friday 11am - 6pm, Saturday 12 - 6pm
Beachten Sie, dass Sie die Galerie nur mit einem medizinischen Mund- /Nasenschutz betreten dürfen. / Please note that you may enter the gallery only with a medical mouth/nose protection.
Press Release
Unauslöschliche Wut und Melancholie gegenüber der herrschenden kapitalistischen Ordnung
und Sehnsucht nach ihrer Transformation in eine solidarische, an den menschlichen Bedürfnissen orientierte Organisation von Gesellschaft
„Das Wort ‚Kommunismus’ symbolisiert den Wunsch, einen Ort für die Gemeinschaft zu finden oder wiederzufinden; dieser Ort läge jenseits der sozialen Unterschiede, jenseits der Unterjochung unter eine techno-politische Herrschaft, folglich auch jenseits der Beschneidung der Freiheit, der Verkümmerung der Rede oder dem Schwinden des einfachen Glücks, was eben geschieht, sobald dies alles dem alleinigen Gesetz der Privatisierung unterworfen wird; er läge letztendlich ganz schlicht und unumstößlich jenseits des kümmerlichen Todes eines jeden einzelnen, der – da er nur noch der Tod des Individuums ist – zu einer erdrückenden Last wird und sich in Bedeutungslosigkeit auflöst.“[1](via Bini Adamczak, auf Facebook)
Im antiken Rom gab es das Ritual, dass hinter dem siegreichen Feldherrn beim Triumphzug ein Sklave ging. Er hielt einen Lorbeerkranz über den Kopf des Siegreichen und mahnte ununterbrochen mit den folgenden Worten:
"Memento mori." (Bedenke, dass du sterben wirst.)
"Memento te hominem esse." (Bedenke, dass du ein Mensch bist.)
"Respice post te, hominem te esse memento." (Sieh dich um und bedenke, dass auch du nur ein Mensch bist.)
Der Versuch, ein Gefühl zu beschreiben, das sich derzeit über Alles zu legen scheint, was das zivile Leben vom Krieg, die Erde vom Klimakollaps trennt, könnte so klingen: Alles stirbt, keiner gewinnt, auch nicht Jeff Bezos, der das Geld, das er in einem größenwahnsinnigen, kapitalistischen Feldzug erbeutet hat, verwendet, um ins All zu fliegen.
Lutz Braun malt seit Mitte der 2000er Jahre die Bilder, die hinter der „Welt der schönen Bilder“[2] liegen. In seiner Ausstellung „Die übernatürliche Eigenschaft der Dinge“[3] mischen sich schöne Farbpaletten, die an die 1960er und 70er Jahre erinnern, während deren politische Aufbrüche mit ihren emanzipatorischen Hoffnungen vollends zu erliegen drohen. Eine unauslöschliche Wut und Melancholie gegenüber der herrschenden kapitalistischen Ordnung und die Sehnsucht nach ihrer Transformation in eine solidarische, an den menschlichen Bedürfnissen orientierte Organisation von Gesellschaft ist die Grundstimmung des Werks von Lutz Braun und durch all seine Phasen hindurch vernehmbar. Mit zunehmender Politisierung ist Licht in die Arbeiten gelangt, wie um mit „Gefühl und Härte“ jeden überkommenen Mystizismus zu vertreiben und in der Gegenwart anzukommen.
Wir freuen uns, neben der Präsentation von Bildern in der Galerie Nagel Draxler und Zeichnungen im Nagel Draxler Kabinett, das Erscheinen eines umfangreichen Katalogs („Lutz Braun. Arbeiten auf Papier“, Verlag Walther und Franz König) bekanntzugeben.
Saskia Draxler und Lutz Braun
Inextinguishable rage and melancholy
towards the prevailing capitalist order,
and longing for its transformation into an organization of society
based on solidarity and human needs
"[…] the word "communism“ stands as an emblem of the desire to discover or rediscover a place of community at once beyond social divisions and beyond subordination to technopolitical dominion, and thereby beyond such wasting away of liberty, of speech, or of single happiness as comes about whenever these become subjugated to the exclusive order of privatization; and finally, more simply and even more decisively, a place from which to surmount the unraveling that occurs with the death of each one of us – that death that, when no longer anything more than the death of the individual, carries an unbearable burden and collapses into insignificance.“[1] (via Bini Adamczak, on Facebook)
In ancient Rome, there was a ritual of a slave walking behind the victorious general during the triumphal procession. He held a laurel wreath over the head of the victorious and admonished incessantly with the following words:
"Memento mori." (Remember that you will die.)
"Memento te hominem esse." (Remember that you are a human being.)
"Respice post te, hominem te esse memento." (Look around and remember that you, too, are only human.)
Attempting to describe a feeling that currently seems to take over everything that separates civilian life from war and the earth from climate collapse, might sound like this: Everything dies, nobody wins, not even Jeff Bezos, who uses the money he has preyed in a megalomaniac capitalist foray to fly into space.
Lutz Braun has been painting the paintings that lie behind the "world of beautiful images"[2] since the mid-2000s. In his exhibition "Die übernatürliche Eigenschaft der Dinge"[3], beautiful color palettes mingle, reminiscent of the 1960s and 70s, while the political awakenings with their emancipatory hopes of these times fully threaten to succumb. An inextinguishable rage and melancholy towards the prevailing capitalist order, and the longing for its transformation into an organization of society based on solidarity and human needs is the basic mood of Lutz Braun's work and can be sensed throughout all its phases. With increasing politicization, light has entered the works, as if to dispel any outdated mysticism with "emotion and toughness" and arrive in the present.
In addition to the presentation of paintings in the Nagel Draxler Gallery and drawings in the Nagel Draxler Kabinett, we are pleased to announce the publication of the comprehensive catalog "Lutz Braun. Arbeiten auf Papier", published by Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König.
Saskia Draxler und Lutz Braun
[1] Jean-Luc Nancy: The Inoperative Community, University of Minnesota Press, Minneapolis and Oxford, 1991, p. 1.
[2] Simone de Beauvoir: Les Belles Images, Édition Gallimard Paris, 1966.
[3] Based on Karl Marx: Das Kapital, First Book, "The Production Process of Capital," First Section "Commodity and Money," First Chapter "The Commodity”.