Arjan Stockhausen  Das Unüberwachte

29/03/2025 – 16/05/2025

Opening / Eröffnung:
Freitag, 28. März 2025, 18 – 21 Uhr
Friday, March 28, 2025, 6 – 9 pm

Press Release

*Please scroll down for the German version.*

Das Unüberwachte

 

Cologne, March 15, 2025, slightly cloudy and windy

Dear Arjan,

Every image in the exhibition space seems humbled by the nature outside. They are shy, yet ethereal. Animals, bodies, and figures turn away from me, decaying and dissolving under my gaze. Behind my eyes, they become self-sufficient, transforming into an unobserved thought—spreading like an obsessive idea.

The Unsupervised is the dreamlike, the elusive, the surreal force that seeps into my mind like a parasite, endlessly evolving, shifting beyond control. It is an in-between space, where consciousness wrestles with the unconscious—a space even I cannot fully enter.

Friedrich Schlegel wrote in 1798 that the theory of the novel should itself be a novel. The images in this exhibition hover between their own autonomous existence and the articulation of their own theory. Much like Pop Art once did—though without its seriality—these works carry their discourse within them. Brilliantly blue geometric forms tear through romantic landscapes like a modern kind of pain. Bodies melt, fragment, and disturb any naive perception. Today I would have liked nothing more than to relax.

And yet, the Barsois are here, guiding me through the exhibition like Thanatos and Hypnos—messengers from a realm beyond logic. Like the early Romantic fragment, these images seem to celebrate their own incompleteness, their imperfection in relation to the world. They resist final interpretation, compelling me to return to them, to look again and again.

Again and again, I find myself walking in crossing steps along the walls of the White Cube. I rise, like Lazarus, yet each time in a new form. I am Iphigenia, longing for home. I am the fragmented Pentheus, my limbs torn apart. I am the child of Hermes and Venus, my body fused with Salmakis.

The images and I exist in relation to one another. We reference and contradict each other, or so I believe. They remain in motion, while I remain unfinished and unfulfilled—tired and imperfect, yet at least renewed with each cycle.

The Unsupervised is the uncontrolled—it emerges as form within my mind, breaking through.

Best regards,
Anne L. Kaufmann

Arjan Stockhausen was born in Alfter in 1992 and lives and works in Cologne. His work oscillates between figuration and abstraction, intertwining poetic narratives with visual art and sound. Stockhausen’s pieces exist in the tension between narration and deconstruction, questioning both their own readability and the perception of perception itself.

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Das Unüberwachte 

 

Köln, den 15. März 2025, leicht bewölkt und windig

Lieber Arjan,

jedes Bild im Ausstellungsraum scheint durch die Natur draußen beschämt. Sie sind schüchtern und doch auch etherisch. Die Tiere, Körper und Figuren wenden sich von mir ab, zerfallen und lösen sich unter meinem Blick auf. Hinter meinen Augen verselbstständigen sie sich zum unbeobachteten Denken und breiten sich aus wie ein zwanghafter Gedanke. Das Unüberwachte ist das Traumhafte, das sich der Kontrolle entzieht, das Surreale, das sich einnistet, wie ein Parasit in meinem Kopf und sich unendlich progressiv wandelt. Es ist ein Zwischenraum, in dem das Bewusste mit dem Unbewussten ringt und zu dem selbst ich keinen Zugang mehr habe.

Friedrich Schlegel schrieb 1798, dass die Theorie des Romans selbst ein Roman sein müsste. Die Bilder der Ausstellung bewegen sich an der Schwelle ihrer autonomen Existenz und der Bereitstellung der eigenen Theorie. Wie einst bei Pop-Art, bei der der eigene Diskurs immer mitschwingt – doch hier ohne die Serialität. Strahlend blaue geometrische Flächen reißen wie moderner Schmerz in die romantischen Landschaften, Körper zerfließen, spalten sich auf und stören die einfältige Wahrnehmung. Dabei hätte ich heute gerne nur entspannt.

Zum Glück gibt es die Barsois, die mich wie Thanatos und Hypnos als Boten der Sphäre jenseits von Logik durch die Ausstellung führen. Wie das frühromantische Fragment scheinen die Bilder ihre eigene Unabschließbarkeit und Mangelhaftigkeit gegenüber der Welt zu loben. Sie entziehen sich einer endgültigen Interpretation, sodass ich sie immer wieder anschauen muss. Immer wieder muss ich mit kreuzenden Schritten entlang den Wänden des White Cube zirkulieren. Ich stehe wieder auf wie Lazarus, jedoch jedes Mal im neuen sleeve. Ich bin Iphigenie, die sich nach zuhause sehnt. Ich bin der fragmentierte Penteus, dem die Arme ausgerissen werden. Ich bin das Kind von Hermes und Venus, dessen Körper mit Salmakis verschmolzen ist.

Die Bilder und ich stehen in Bezug zueinander. Wir verweisen aufeinander und widersprechen uns, denke ich. Sie bleiben in Bewegung, während ich unfertig und unbefriedigt, müde und mangelhaft bin, doch zumindest mit jedem Zyklus neu.

Das Unüberwachte ist das Unkontrollierte, dass sich als Form bahn bricht in meinen Kopf.

Liebe Grüße

Anne L. Kaufmann

Arjan Stockhausen wurde 1992 in Alfter geboren, lebt und arbeitete in Köln. Er ist für Arbeiten bekannt, die zwischen Figuration und Abstraktion oszillieren und dabei poetische Erzählungen mit visueller Kunst und Sound verbinden. Stockhausens Werke verbleiben dabei im Spannungsfeld zwischen Narration und Dekonstruktion und reflektieren die eigene Lesbarkeit sowie die Wahrnehmung an sich.