Cornelius Quabeck DAS TUN, WAS ZU TUN IST
30/04/2011 – 01/06/2011
Eröffnung: 29. April 2011, 19–21
Ausstellung: 30. April – 1. Juni 2011
Press Release
Nach Anfängen von pop- und cartoonartigen Kohlezeichnungen auf leere Leinwand, kolorierte Cornelius Quabeck seine Darstellungen später und gelangte schließlich zu einem freien, abstrakten Umgang mit Farben, der in dieser Ausstellung gipfelt. Sonic Blue, Shoreline Gold, Burgundy Mist, Blonde...; so lauten die Titel der neuen Arbeiten, benannt nach Lackierungen klassischer E-Guitarrenmodelle aus den 70er und 80er Jahren. Es handelt sich um Leinwände, die intensive Farb- und Formexplosionen von Tupfern und Spritzern von Airbrushfarbe, sowie graphische Splitter von tiefem Schwarz aufweisen. Sie spiegeln eine malerische Herangehensweise, die das Gegenständliche nicht leugnet, sondern sich aus ihm quasi offensiv zurückzieht. Man könnte sagen, es handelt sich um postgegenständliche Malerei, in der Bruchstücke vorvergangener semantischer Elemente durch ein räumlich wirkendes 3D Szenarium wirbeln. Die Airbrushfarbe ist allerdings nicht gesprüht, sondern gemalt und trotz des "Klangs" eines polyfokalen Allovers, bestehen diese tapisserieartigen Gewebe aus exakten Setzungen.
"Seit rund zwei Jahren beschäftigt sich der Düsseldorfer Künstler Cornelius Quabeck in seiner Malerei mit den, wie gezeigt, immer auch ideologisch reichlich angedickten Oberflächen des Psychedelischen. Auf Anhieb muss das überraschen. Denn bislang schien es Quabeck vor allem ums handfeste Problem der Konkretisierung zu gehen.
Wenn er sich in vorangegangenen Bildserien, sozusagen aus einem hommagierend-verstrickten Blickwinkel, mit berühmten Rockgitarristen der letzten drei Jahrzehnte (2006) oder Hollywoodstars einer vergangenen Ära (2007/2008) auseinandersetzte, dann schien mir das Problem immer vor allen Dingen darin zu bestehen, seiner eigenen Faszination am jeweiligen Gegenstand mit Hilfe der für die Bildserien aufgerufenen motivisch-technischen Arsenale – die inhärente Form-/Mittelbeschränkung inklusive – auf die Spur kommen zu wollen und sie sich gleichzeitig vom Hals zu halten. Dass diese im Grunde vielmehr zwischen (Pinsel/Kohle-)Zeichnung und aufcollagierten oder fake-gebatikten Koloraturen balancierenden denn dezidiert ‚gemalten’ Arbeiten auf einen vermaledeit schmalen Grad getrimmt waren – formal etwa zwischen Schmacht und Style, inhaltlich zwischen Sicherheitsabstand und Verstrickung – konnte ihnen nur umso besser tun. Außerdem kam diesen Bildern zugute, dass Quabeck ohnehin weit mehr am Sujet interessiert schien, als sich die Malerei gleich noch selber als Thema mit auf die Rechnung zu setzen.
In diesem Sinne könnte der Kontrast zu den neuesten Arbeiten Quabecks allerdings nicht viel härter ausfallen. Von der überlegt inszenierten Distanz der bisherigen Bilder kann hier nur mehr in relativierender Weise die Rede sein. Einerseits zur unbestimmt wabernden, psychedelisch vieldeutigen Oberfläche angedickt, drängen andererseits verschiedene malerische Idiome aus dieser Oberfläche hervor und konkurrieren um die Wette. Wie hinter halbtransparenten Vorhängen oder Nebelschlieren verborgen klingen dabei die unterschiedlichsten motivisch/semantischen Ebenen an. (...)
Den Ruch des schönen Scheins, der allzu oft auch aus moralischen Gründen scheel beäugte Talmi malerischer Illusion – dies ist, was Quabeck mit zweifachem Mehrwert – einerseits der Referenz an Popkultur und andererseits an Ideologie – in die Malerei zurückbringt. Vor diesen Bildern zu stehen, in den verführerisch visuellen Hallräumen ihrer Oberfläche versinken und gleichzeitig gleichsam wie irr heraus lachen – das ist wahrscheinlich nicht die schlechteste Art, mit ihnen umzugehen. Denn blitzartig wird uns dabei einsichtig, was ganz normale Malerei in Wirklichkeit alles sein kann."
Auszüge aus: Hans-Jürgen Hafner, "Dicke Milch", Katalogtext 2011
Cornelius Quabeck, geboren 1974 in Wuppertal, hat an der Kunstakademie Düsseldorf bei Jörg Immendorff und Albert Oehlen sowie am Chelsea College of Art and Design, London studiert.
Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.