Hans-Jörg Mayer  Basics

15/03/2014 – 26/04/2014

Eröffnung: Freitag, 14. März 2014, 19-22 Uhr

Press Release

Die Tulpenbilder von Hans-Jörg Mayer

Popart, Appropriation, Affirmation, Dekonstruktion, dandyistisches Understatement, das sind die Angebote der Künstler/innen als Skeptiker/innen, die in ihren Werken die Situation der Kunst in der Moderne glaubwürdig widergeben wollen: sie ist gemacht, aber nicht mehr wahr.

Die Tulpenbilder von HJM haben keinen Hintergrund. Sie sind "interessenlos", Kunst, die nur glücken kann nach und durch einen Prozess des Ermüdens an der Kunst. Dabei verzichten sie auf die (paradox pathetische) abstrakte Geste des Verschwindens[1] und wenden sich stattdessen einem (schwachen) Motiv zu.

So jedenfalls beschreibt es HJM selbst. Bei Null wieder anfangen zu malen und die eigene Skepsis dabei gerade so ernst nehmen, dass nichts als Gegenstand in Frage kommt, das mehr will als nur dies. Die Tulpen aus dem Blumenladen von Ly malen. Sich dabei Mühe geben. HJM malt Tulpen, nicht Bilder. Sie ragen in die weiß grundierten Leinwände hinein, als seien sie hier gewachsen. Sie schaffen das ohne Illusion, denn die an ihnen herunterrinnenden drippings verweisen sofort auf ihre flüssige Gemaltheit.

Seine skeptische Laufbahn beginnt HJM in den 80er Jahren mit der Ablehnung alles Expressiven, was ihn zunächst in zwei Richtungen führt: gegenständliche Malerei zwischen Realismus und Popart einerseits und Schriftbilder in der Ästhetik von Werbung und Plattencovern andererseits. Als Zäsur im Strang der gegenständlichen Bilder können die Clownbilder von Mitte der 2000er Jahre gelten, pastellig expressive Fratzen, lakonisch traurige "Selbstportraits". Die Schriftbilder entwickeln sich im Laufe der Zeit zu immer fragilerer graffitiartiger Schrift auf knallig weißer Leinwand, hastig gemalt mit auffälligen drippings. Auch in den gegenständlichen Bildern verschwinden mit der Zeit die Hintergründe zugunsten unbestimmter, weißer Leere. Eine Pointe der Tulpenbilder ist jedoch, dass sie in ihrer fragilen Konkretheit eher von HJMs Schriftbildern her zu verstehen sind.

Konkrete Malerei bedeutet, die Haltung der Skepsis an der Malerei zur Perfektion zu bringen. Die Tulpenbilder von HJM sind unaufgelöste Skepsis, oder besser: gemalte Skepsis. Sie gehen als Konsequenz einer künstlerischen Entwicklung in der malerischen Tradition der Skepsis aus der Unmöglichkeit der Wahrheit der Kunst in und nach der Moderne hervor.

[1] Seit den 80er Jahren existiert als eine Strömung der Kunst das negative Pathos des "Nichts Wollens", einer Art larmoyanten Faulheit für die das viel beschworene Emblem des Dandys (die Wohlstandsausgabe des Skeptikers) herhält. Sie markiert den Gipfel der Selbstvergessenheit der künstlerischen Intelligenzija der untergehenden BRD, die nicht mitbekommen hat, wie sich um sie herum, befeuert von der Deregulierung der Finanzmärkte, der globalisierte Kapitalismus formierte. HJM stand, als Protagonist dieser Zeit, zur Haltung des Dandys stets quer. Auch hierin zeigt sich der Skeptiker.

Saskia Draxler
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For his new exhibition, Hans-Jörg Mayer paints tulips, not pictures. Tulips that rise up into the clear white canvases as if they had grown there. They accomplish it without illusion, as the flowing drippings directly point to the liquid-like manner of painting.

HJM's career started in the 1980ies with the rejection of all expressivity. His painting is embedded in a tradition of highly reflected art. Against the newly discovered expressionism he sets a very thoughtful art, leading him into two directions: figurative painting between realism and pop-art on the one hand and typefaces with the aesthetics of advertisements and record covers on the other hand. Over time the backgrounds of the figurative paintings disappear in favor of an indefinite, white emptiness. Starting again from zero, painting and hereby taking the own scepticism just as serious that nothing comes into question that wants more than exactely this. In this regard the tulips are to be understood as painted scepticism. They emerge as a consequence of an artistic development in the painterly tradition of scepticism towards the impossibilty of truth in art and after modernism.