Mark Dion Alexander von Humboldt and other sculptures
03/11/2000 – 30/12/2000
Eröffnung: Freitag, 3. November 2000, 19-22 Uhr
Opening: Friday, November 3rd, 2000, 7-10 pm
Press Release
Die Ausstellung „Alexander von Humboldt and other sculptures“ des amerikanischen Künstlers Mark Dion präsentiert vier Arbeiten, die sich mit der Inszenierung und Repräsentation von Natur im musealen Kontext, aber auch mit der realen Zerstörung von Ökosystemen beschäftigen.
Die monumentale Skulptur Alexander von Humboldt (Amazon memorial) (2000) im vorderen Teil der Galerie erinnert an den deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 -1859), dessen Schilderungen seiner Südamerika-Expedition 1799-1804 das Bild dieses Kontinents nachhaltig prägten. In die architektonische Struktur des „Denkmals“ integriert sind ein Aquarium mit lebendigen Piranhas, tropische Pflanzen, Exponate, die auf ausgestorbene oder bedrohte Arten des Regenwaldes verweisen, sowie eine Bibliothek mit Literatur zu Alexander von Humboldt und zum Amazonasgebiet. Die Tiermotive der Kacheln, die die Oberfläche der Skulptur bedecken, stammen aus naturkundlichen Büchern des 16.-19. Jahrhunderts. Der Untertitel „Amazon memorial“ deutet an, dass es sich hier um das Denkmal eines Ökosystems handelt, das so, wie Humboldt es sah und beschrieb, nicht mehr existiert.
Grotto of the Sleeping Bear – Revisited (1998) ist eine Weiterentwicklung der Arbeit Grotto of the Sleeping Bear, die Dion 1997 für die Ausstellung „Skulptur. Projekte in Münster“ konzipierte. Dort stellte Dion in einer künstlichen Höhle am Stadtrand einen ausgestopften Braunbären aus; in der revidierten Version konfrontiert er den Betrachter mit dem Abguss der fossilen Knochen eines prähistorischen Bären in einer Vitrine. Das Skelett imitiert die Körperhaltung des Münsteraner „Höhlenbären“ und stellt dadurch die Konventionen der Präsentation von lebender Natur in Zoos und Freizeitparks denen von konservierter Natur im Naturhistorischen Museum gegenüber.
Roundup: An Entomological Endeavor for the Smart Museum of Art (2000) überblendet auf ironische Weise die Funktion eines kunsthistorischen Museums mit der einer naturkundlichen Sammlung: Dion fand im Chicagoer David and Alfred Smart Museum of Art nicht weniger als 200 Insekten, die er in Roundup durch Schwarzweißfotografien dokumentiert; die Figur des Künstlers in seiner absurden Rolle als Insektenforscher im vermeintlich sterilen Umfeld des Kunstmuseums ist hier als Kleiderpuppe präsent, um auf das theatralische, performative Element dieses Projekts zu verweisen.
Auch bei Crockett (The Frontiersman at Home) (2000) handelt es um ein Surrogat für eine abwesende Figur, die hier von ihren Attributen – Pulverhorn , Fellmütze, Lederjacke, Gewehr – repräsentiert wird. Davy Crockett (1786-1836) ist der Prototyp des gefeierten amerikanischen Patrioten, der 1836 in der blutigen Schlacht von Alamo fiel, mit der die Amerikaner Texas eroberten: eine durchaus ambivalente Gestalt, die einerseits Jäger, zugleich aber auch Opfer war, wie die an Jasper Johns’ Targets erinnernde Zielscheibe auf seiner Jacke suggeriert.