Till Krause  Till Krause

Ausgehend von der Vermutung, dass man urbanen und landschaftlichen Raum nicht anders als gesellschaftlich und kulturell festgelegt wahrnehmen und behandeln kann, arbeitet Till Krause an künstlerischen Methoden, diese Festlegungen zu beschreiben, zu verdrehen und aufzulösen. Neben seinen vielfältigen Kooperationen mit anderen Künstlern und dem Hamburger Künstlerprojektraum „Galerie für Landschaftskunst“ unternimmt er dafür Reisen; jede davon mit einer eigenen Herangehensweise für solche Verdrehungen und Auflösungen: etwa eine Bewegung über weite Entfernungen in total gerader oder irrational verschlungener Linie; die Beschreibung einer Stadt über den Versuch, sie sich essend einzuverleiben; die Handykartierung des afrikanischen Kontinents. Eine einfache Methode ist z.B. die „Eulenspiegelei“: Mittelalterliche Erzählungen berichten von Till Eulenspiegel, der Befehlen stets in übergroßer Deutlichkeit und Pedanterie folgte und sie auf diese Weise entlarvte und verdrehte. Ähnlich kann man mit Anweisungen, mit Zweck- und Bedeutungsgebungen umgehen, die einem Land auferlegt worden sind und wieder von ihm zurückspiegeln. So können die Vorgaben z.B. eines Verkehrsregelung - Systems oder eines Bebauungsplanes über-folgsam umgesetzt werden als Methode für ihre Verwandlung.

In der Galerie Christian Nagel Berlin zeigt Till Krause etwa 600 Skizzen für Reisen und Bewegungen. Sie führen kreuz und quer, über lange und kürzeste Distanzen durch den Raum, der vom Staat Deutschland als sein Territorium definiert wird. Jede Reise ist einem Gedanken/Parameter gewidmet, dem das zu querende Gebiet entweder ohnehin unterstellt, oder der ihm gänzlich neu ist. Manche Reisen wurden bereits durchgeführt, einige sind undurchführbar, andere können noch in Auftrag gegeben oder selbst durchgeführt werden. Komplett umgesetzt würden sie zur größten Landerneuerung führen, die die Welt je gesehen hat.

Till Krause