Lutz Braun Symetrie der Dummheit
24/06/2006 – 26/08/2006
Eröffnung: Samstag, 24. Juni 2006
Opening: Saturday, 24. June 2006
Press Release
Die Bilder und Installationen von Lutz Braun evozieren vielfältige Vorstellungen vom erzählerischen Raum und vom Abstrakten. Sie verwirren durch eine nicht dingfest zu machende Idee des Malerischen, die der Farbe genauso verpflichtet ist, wie der Figur. Entsprechend vielfältig sind seine Techniken. Ganz selbstverständlich bedient Braun sich daher der kleinformatigen Zeichnung genau so wie großformatigen Malereien, Collagen oder Computer generierten Bildern. Seit geraumer Zeit kommen auch Skulpturen hinzu. Oft unterstützt Braun das narrative Potential seiner Ausstellungen durch eigene, literarisch schwer einzuordnende Texte, die als integraler Bestandteil der Ausstellung zusätzliche inhaltliche Ebenen benennen.
In seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Christian Nagel in Köln sind neben einer Anzahl szenischer Leinwände, deren eigenartig rohe, verstörend düstere Farben albtraumhafte innere Bilder evozieren, auch eine Reihe Menschenbilder zu sehen, von denen einige einen durchaus realistischen Charakter haben. So erzeugt das Gesicht einer jungen Frau, die uns aus einem einfachen Wechselrahmen entgegenblickt, einen ganz anrührenden Moment, der sich ähnlich auch vor den mit drei kleinen Tannen bestandenen Berglandschaften wiederholt, in denen sich die ganze Geschichte der deutschen Romantik zu spiegeln scheint. Es bleibt offen, ob das Dargestellte reine Erfindung oder tatsächlich Erlebtes und Erinnertes ist, ob die Porträtierten Unbekannte sind oder Menschen, denen eine wichtige Rolle im Leben des Künstlers zufällt. Da Braun je nach Arbeit zwischen roher, expressiver oder filigraner Technik variiert, meint man darin einen psychologischen Grund zu erkennen. So gelingt es dem Künstler, dem Stil oder Serien, ja selbst Datierungen als Orientierungshilfe ein Gräuel sind, seine stilistisch absichtlich unvereinbaren Bilder auf einer Basis zu verbinden, die den Betrachter emotional einbezieht. Indem Braun seine Erlebnisse und Erinnerungen in eine materielle und bildliche Präsenz bringt, die den künstlerischen Mitteln eng verbunden ist, erzeugt er aber gleichermaßen eine Distanz zur Figur und verhindert so, dass der Blick auf das Bild als Abstraktion von der Wirklichkeit verstellt wird.
Lutz Braun wurde 1976 in Schleswig geboren. 1998 bis 2003 hat er an der Städelschule in Frankfurt am Main studiert. Er lebt und arbeitet in Berlin.
Susanne Prinz
Spiegel
Nur gut, dass Du gar nicht bist, was
Du doch bist, tropfst
Dein Haar hier auf das Holzfournier.
Von der Seite wie eine Verdunkelung,
dann eine, Deine
Hand auch
auf das Holzfournier.
Alle Dächer, die
ich durch das Fenster sehe, wandeln sich zu Dorngestrüpp.
Auch in Dir so
ein grün verholztes Wesen ich sehe.
Du kannst ja auch ru’ig bleiben hier,
an mir Dich
beruhigen, nur
Ruhe kannst du mir nicht geben; ich
hasse Dich dafür, weil
Du mir solche Angst gemacht hast immer.
Nur weiß ich nicht, woher ich mir die Frechheit nehme,
mit Du mich anzureden.