Kalin Lindena Wir Nennen Einen Berg Nach Dir
25/06/2002 – 10/08/2002
Eröffnung: 22. Juni 2002
Press Release
Kalin Lindena wurde 1977 geboren. Seit 1997 studiert sie an der HBK Braunschweig.
Auf der Basis eines breit angelegten Werks aus Wandzeichnungen, Bildern und Objekten, das sich stets eng an den jeweils vorgefundenen Raum anlehnte, ist Kalin Lindena für die Ausstellung Wir Nennen Einen Berg Nach Dir zu einer überraschenden Materialität gekommen. So finden sich ihre vielschichtigen, bezugreichen Bildsysteme nicht nur unmittelbar auf der Wand, sondern auch auf Holzplatten, Leintüchern und einer Fensterscheibe. Das Objekt Love Minus Zero/No Limit beispielsweise, dessen Ursprung in den filigranen Aderstrukturen eines Blattes, vermittelt durch eine Zeichnung von Joseph Beuys liegt, wurde aus unterschiedlichsten alten Glasscheiben konstruiert. Es zeigt exemplarisch wie die Arbeiten der Künstlerin in ein Bedeutungssystem von Musik, persönlicher sozialer Verbindungen und ein umfangreiches Bildrepertoire aus Hoch- und Popkultur eingebunden sind. In diesem Sinne ist Love Minus Zero/No Limit nicht nur autonomes Objekt im Rahmen einer Ausstellung, sondern gleichzeitig, als Dach eines 2001 im Garten des Braunschweiger Kunstvereins ausgestellten Fensterturms, Fragment eines gedachten Ganzen.
Unter den zahlreichen verbindenden Motiven und Themen im Werk Kalin Lindenas spielt, wie der Titel der Ausstellung andeutet, die Landschaft eine besondere Rolle. Allerdings ist für die Künstlerin die Natur nicht allein als vielgestaltiges Phänomen von Bedeutung. Vielmehr fließen Vorstellungen, die sich bei deren Betrachtung entwickeln, persönliche Gefühle, Stimmungen oder Erinnerungen in den Versuch über Darstellungsformen ein. So verstehen sich die langsam in vielen Arbeitsschritten und Schichten entstehenden Bilder auch als Tribut an bestimmte Orte oder Personen. Nicht von ungefähr erinnert dieser Naturbezug an die Atmosphäre und den Idealismus der nordischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Tatsächlich gilt Lindenas Interesse schon länger den Studien der Künstler dieser Epoche. Vor allem in den auf Präzision insistierenden wissenschaftlichen Zeichnungen findet sie die Parallelen zwischen der rationalen Systemen (Modellen) inhärenten Poesie und der in der Kunst vorherrschenden angesprochen, die auch ihre Arbeit beeinflussen. Gänzlich unsentimental koppelt sie dieses Langzeitthema der Kunstgeschichte mit der Gegenwart rück, überführt es in eine dem Graffiti entstammende Ästhetik und bindet es im Rekurs auf Musik in neue Zusammenhänge ein.
Susanne Prinz